Waren Barfußschuhe in ihren Anfängen noch ein Nischenprodukt, sind sie heute aus den Schuhgeschäften nicht mehr wegzudenken. Vor allem bei Kinderschuhen setzen neben eigenen Barfußmarken wie Wildling, Affenzahn oder Vivobarefoot auch bewährte Kinderschuhmarken wie die österreichischen Unternehmen Superfit und Richter zunehmend auf eigene Barfußlinien. Sie kommen damit dem Wunsch vieler Eltern nach, wie die Wiener Kinderorthopädin Karin Riedl erzählt.
Häufig werde sie gefragt, ob Barfußschuhe besser für Kinder sind als „normale“ Schuhe. „Die Idee des Barfußschuhs ist sehr sinnvoll, weil Barfußgehen ab Gehbeginn das Gesündeste für die Entwicklung der Füße ist. Anfangs sind nur wenige Nervenzellen im Fuß ausgebildet – das nimmt im Lauf der Jahre zu, umso besser, je mehr Stimulation der Fuß erfährt“, sagt Riedl.
Barfuß fördert die Entwicklung der Muskulatur
Der Kontakt mit unterschiedlichem Untergrund, etwa Unebenheiten durch Steine oder weichen Wald-und Wiesenböden, fördert die Entwicklung der Muskulatur, stärkt den Gleichgewichtssinn und auch die Selbstwahrnehmung im Raum. „Barfußgehen ist sehr zu empfehlen – je unebener der Untergrund, desto mehr Stimulation bekommt der Fuß. Sofern möglich, sollten Kinder also ohne Schuhe laufen. Da, wo man Schuhe braucht, ist aber nicht unbedingt ein Barfußschuh erforderlich“, meint Riedl.
Die Größe muss passen
Zwar seien die Schuhe näher am Barfußgehen als andere. „Andere namhafte Schuhmarken erfüllen aber auch grundlegende Kriterien der Flexibilität im Ballenbereich. Wichtig ist, dass die Größe stimmt: Das Schlechteste bei einem Schuh im Kindergartenalter ist, wenn er zu klein ist“, betont Riedl. Als Faustregel gilt: Beim Kauf sollte zwischen dem Schuhende und der längsten Zehe eine Daumenbreite Platz sein. Riedl: „Dann passt der Schuh einem Kindergartenkind etwa fünf bis sechs Monate. Der Fuß wächst in diesem Alter pro Monat 1 bis 1,5 Millimeter. Das ist relativ viel und wer einen kleineren Schuh wählt, muss rasch wieder tauschen.“
Da die Entwicklung des Nervensystems im Kindesalter erst nach und nach erfolgt, spüren Kleinkinder nicht, wenn der Schuh zu klein ist. Sie merken keinen Druck oder Anstoßen, stattdessen ziehen sie die Zehen ein, was Fehlstellungen begünstigt. „Ein zweiter Punkt, der beim Kauf von Kinderschuhen beachtet werden sollte, ist die Steifheit der Sohle. Wenn ein Kind auf einer steifen Sohle geht, ist der Abrollvorgang über den Zehenballen vorne nicht möglich und kann nicht erlernt werden. Das zeigt sich später am Gangbild“, sagt Riedl.
Grundsätzlich können Barfußschuhe von allen getragen werden, nur Kinder mit neurologischen und muskulären Grunderkrankungen sollten keine Barfußschuhe tragen sowie Kinder, die im ersten Jahr nach Gehbeginn eine Instabilität im Sprunggelenk haben. Sie gehen barfuß zwar gut, brauchen aber bei Schuhen Modelle, die den Fuß stabilisieren.
Barfußschuhe sind auch eine Preisfrage
Anders als Erwachsene, die bei der Umstellung auf Barfußschuhe langsam vorgehen und die Schuhe zunächst nur über kurze Zeiträume tragen sollten, können Kinder uneingeschränkt von Barfuß- zu normalen Schuhen wechseln.
Oft sind Barfußschuhe auch eine Preisfrage. Schon gute Kinderschuhe sind teuer – bei einem Barfußschuh ist oft noch einmal mit 20 Euro mehr pro Paar zu rechnen. Insbesondere beim ersten Paar Schuhe für ein Kind empfiehlt Riedl, sich jedenfalls in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.
Wie Barfußschuhe langfristig auf den Kinderfuß wirken, könne jetzt noch nicht abgeschätzt werden, da es die Schuhe erst seit wenigen Jahren gibt. „Das werden wir etwa in 15 bis 20 Jahren wissen, wenn die heutigen Kinder Erwachsene sind“, sagt Riedl.
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