Formel 1 in Monte Carlo: Fad, aber Kult - muss das sein?

Formel 1 in Monaco: Überholen ist fast unmöglich.
Es gibt sie noch immer, die Sportarten, die komplett aus der Zeit gefallen sind. In Wengen rasen die Ski-Profis unter der Eisenbahnstrecke durch, bei Paris–Roubaix quälen sich die Radfahrer über Kopfsteinpflaster aus dem 19. Jahrhundert, und in Monaco fahren Formel-1-Autos mit 1.000 PS durch die Häuserschluchten.
Doch gerade diese Klassiker bestechen durch eine ganz besondere Atmosphäre. Traditionalisten feiern das Event. Bei kaum einem anderen Grand Prix sind die TV-Einschaltquoten so hoch, wie in Monaco (15.00/live ServusTV); abgesehen von den Rennen in den USA ist nirgendwo die Promi-Dichte höher. Das Rennen selbst ist selten ein Spektakel, eher ein Hintereinanderfahren von teuren Autos.
Dieser Prozession will die FIA nun entgegenwirken. Erstmals sind in Monaco zwei Reifenwechsel Pflicht. Doch was ist davon zu halten?
„Lasst uns das doch einfach probieren“, sagt ORF-Experte Alexander Wurz. „Wenn es eine Alternative zur Strategie gibt, müssen die Jungs auf der Strecke richtig anheizen.“
- Plus: Mehr Abwechslung: „Zwei Boxenstopps bringen bestimmt mehr Action“, sagt Kimi Antonelli von Mercedes. Die Strategen der Teams müssen sich mehr überlegen, es kann mehr passieren. Vielleicht wird das Rennen ein bisschen weniger fad. Und es kann nicht mehr zu einer Situation wie 2024 kommen. Damals wurde das Rennen nach einem Unfall in der ersten Runde unterbrochen, alle Teams wechselten ihre Reifen und fuhren danach im Konvoi ins Ziel.
- Minus: Reifenverschleiß: Der Asphalt ist glatt, die Kurven sind extrem langsam, die Bremskräfte gering. Egal welche Reifen in Monaco auf die Autos gesteckt werden – sie halten ewig. Rennspannung entsteht so nicht.
- Minus: Die Strecke: Das Überholen bleibt in Monaco mit den langen und breiten Autos fast unmöglich. Seit dem Jahr 1984 gab es im Schnitt nur zwölf Überholmanöver pro Rennen. Kling viel, ist aber so wenig, wie auf keiner anderen Rennstrecke. Da helfen auch keine Änderungen im Reglement. Um das Dilemma zu lösen, müsste die Strecke umgebaut werden. Dies scheint undenkbar.
- Plus: Regenrennen? Bisher galt, dass bei Regenrennen die Reifen gar nicht gewechselt werden müssen. In Monaco ist das nun anders. Auch bei Regen wären zwei Wechsel Pflicht. Allerdings: Es wird am Sonntag nicht regnen.
- Minus: Taktische Spielchen: Auch heute werden taktische Spielereien das Rennen bremsen. Oft ist es in Monaco so, dass der Führende extra langsam fährt, um einen Undercut der Gegner zu verhindern. Denn sollte jemand früh zum Reifenwechsel kommen, würde er im Verkehr weit zurückfallen.
- Plus: Taktische Spielchen: Diesmal könnte es aber besonders lustig werden. Gut möglich, dass Piloten aus dem hinteren Fahrerfeld ihre beiden Boxenstopps ganz am Anfang machen (also etwa in den Runden eins und zwei) und dann durchfahren.
- Minus: Gefahr in der Boxengasse: Sollten während einer Safety-Car-Phase tatsächlich alle 20 Fahrer zwei Mal hintereinander zum Reifenwechsel kommen, könnte das zu gefährlichen Situationen in der engen Boxengasse führen. Ein Crash in der Box gilt als Worst-Case-Szenario.
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