ÖFB-Boss Pröll: "Ich bin wie der Mülltrichter des ÖFB"

PK ÖFB NACH ERSTER SITZUNG DES AUFSICHTSRATES MIT NEUEM AR-VORSITZENDEM PRÖLL
Josef Pröll, der Aufsichtsrats-Vorsitzende des ÖFB, sprach über die erste konstituierende Sitzung, künftige Pläne und die Stimmung im Land vor der WM-Quali.

Josef Pröll kam, sah und führte mit geschliffener Rhetorik aus. Nach der ersten konstituierenden Aufsichtsratssitzung im ÖFB wollte der neue Aufsichtsrats-Vorsitzende Bericht erstatten. "Die Stimmung war sehr positiv. Es besteht die allgemeine Hoffnung, dass wieder Ruhe in den ÖFB einkehrt."

Seit 19 Tagen ist der ehemalige Politiker nun im Amt, hat viele Gespräche mit den Landesverbandspräsidenten und Sponsoren geführt, hat sich Meinungen und Befindlichkeiten verschiedener Seiten angehört. "Ich bin wie der Mülltrichter des ÖFB", hielt er mit einem Schmunzeln fest.

Am Donnerstagabend besuchte er das Team im Quartier, man hatte dabei einen guten Austausch. Pröll verspricht eine transparente und glasklare Kommunikation. "Das ist ein erstes Signal." Er möchte Ruhe in den Verband bringen, damit der sportliche Erfolg gewährleistet ist. "Ich spüre auch schon eine Art der Konsolidierung."

In der Aufsichtsratssitzung  wurden drei Schwerpunkte behandelt.

Eine Studie soll sich dem Wirtschaftsfaktor Fußball widmen, man möchte damit Zahlen und Daten zusammentragen, was den Fußball bewegt. "Dabei geht es um wirtschaftliche Auswirkungen und die Gesundheitsökonomie, wie sie monetär zu bewerten ist." Klar ist Pröll auch, dass der finanzielle Druck künftig nicht geringer wird.

Weiters ist eine Strategie für den Fußball, ausgehend vom ÖFB, notwendig. "Wir brauchen jemanden von außen, der den Prozess strukturiert. Die Frage ist, wo wir mit dem Fußball in den nächsten 20 Jahren hin wollen." Ist es Zeit alte Zöpfe abzuschneiden? Über den Sommer wird man die externe Begleitung ausschreiben.

Der dritte Punkt betraf den ÖFB Campus in Wien-Aspern, der am 22. Juli an den ÖFB übergeben und der mit einem Soft-Opening im Herbst eröffnet wird. "Ich will, dass der Campus funktioniert bezüglich einer ökonomischen Ausrichtung, dass er ein Meilenstein für den ÖFB wird." Man dürfe nicht davon ausgehen, dass der Campus positiv bilanziert, "aber die Befürchtung, dass er zu einem Millionengrab wird, hat sich nicht bewahrheitet".

Die Strukturreform soll ihre Erfüllung finden, Pröll ist für die Stärkung eines hauptberuflichen Zukunftsmodells. Er selbst besitzt keinen Ehrgeiz neben seinem Brotberuf noch eine operative Rolle im ÖFB einzunehmen.

In den ersten 19 Tagen hat er sich auch mit den beiden Geschäftsführern Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold ausgetauscht. Ihr nicht friktionsfreies Verhältnis ist hinlänglich bekannt. Pröll möchte personell keine voreiligen Handlungen setzen, schränkt sich dabei auch nicht mit einem Zeitlimit ein. "Ich mache mir gerne mein eigenes Bild. Bei mir hat jeder seine Chance, aber alle stehen auf dem Prüfstand." Auf den ersten Blick hätte er aber keine großen Baustellen erkannt.

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Das Thema Eventarena  bzw. Nationalstadion hat er in der Zwischenzeit schon mit Bundeskanzler Christian Stocker und Vize-Kanzler Andreas Babler besprochen. "Dieses Projekt darf der ÖFB nie aus den Augen verlieren. Aber in den kommenden zwei schwierigen Budgetjahren, die auch den Sport treffen, ist das ein schwieriger Zeitpunkt."

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