Nina Blum über Indien: "Das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein"

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Mit der Uraufführung der Komödie „Best Exotic Marigold Hotel“ kommt mehr als ein Stück Sari ins Kamptal. Intendantin Nina Blum über Begegnungen in ihrem Lieblingsland.

Das Kamptal trägt im Sommer Sari. Zumindest auf der Rosenburg wird für einige Wochen indisches Flair spürbar sein. Nina Blum, die Intendantin der „Sommernachtskomödie Rosenburg“, bringt das Stück „Best Exotic Marigold Hotel“ auf die Bühne – oder besser gesagt ins Theaterzelt. Die Culture-Clash-Komödie basiert auf einem Buch, das auch den Kinohit inspirierte und im indischen Jaipur spielt. In der zehnten Sommertheater-Saison im Schloss gibt es somit eine deutschsprachige Erstaufführung. Im KURIER-Talk erzählt die Schauspielerin, Regisseurin und Vielreisende, warum sie sich in den Subkontinent verliebt hat.

KURIER Talk mit Nina Blum

KURIER: Nicht nur im neuen Stück geht es um Indien. Sie sind selbst schon oft nach Indien gereist.

Nina Blum: Ich liebe Indien, ich war fünf Mal dort. Zuletzt war ich vor fünf Jahren in Kerala, also in Südindien. Nach dem Abstillen meiner Tochter war ich energetisch ziemlich leer. Mein Mann hat gesagt: „Fahr doch nach Indien, das tut dir immer so gut.“ Ich habe dort eine Ayurveda-Kur und einen Yoga-Retreat gemacht. Das war meine un-indischste Reise, weil ich wenig vom Land gesehen habe. Aber es hat mir so gutgetan. Das ist eine Qualität von Indien – ich wurde immer, egal in welcher Form ich in Indien war, mit Spiritualität konfrontiert.

Statue of sitting goddess Parvati and Statue Shiva on the riverbank of Ganga in Rishikesh.

Die „Yoga-Hauptstadt“ der Welt zieht viele Backpacker, spirituelle Menschen und Yogis an. Der heilige Fluss Ganges fließt mitten durch die Stadt. Auch Nina Blum war von Rishikesh fasziniert: „Am Ganges zu sitzen und den Klängen der Tempel zu lauschen. Das werde ich nie vergessen“, sagt sie

Viele lernen Indien über Ayurveda oder Yoga kennen. Das hat aber mit Indien wenig zu tun.

Ich kannte Indien ja davor schon gut. Das erste Mal war ich in Rajasthan. Ganz klassisch: Jaipur und Taj Mahal. Das zweite Mal war exotischer, da war ich in Ladakh, wo wenige hinkommen. Da war ich im Himalaya mit meiner besten Freundin trekken. Das ist sehr ursprünglich, sehr einfach. Das dritte Mal war ich in Amritsar.

Im Norden, an der Grenze zu Pakistan, wo sich der Konflikt zwischen den beiden Ländern verschärft hat.

Ja, das ist sehr traurig. Aber der Goldene Tempel ist unglaublich schön.

Der Tempel ist das religiöse Zentrum der Sikhs. Waren Sie auch in Dharamsala – dem Residenzort des Dalai Lama? Ja, damals war der Dalai Lama gerade tatsächlich anwesend und es gab ein „public blessing“ (Anm.: eine öffentliche Segnung). Ich bin keine Buddhistin und habe mich gefragt: „Was mache ich hier?“ Der Dalai Lama hat gesprochen und gesagt, er freut sich, dass so viele Menschen aus dem Westen da sind. Aber er würde empfehlen, dass sich jeder Mensch, bevor er dem Hinduismus oder Buddhismus beitritt, zuerst mit der Religion aus dem eigenen Kulturkreis beschäftigt. Das hat mir sehr aus der Seele gesprochen.

Viele, die nach Indien fahren, sind erst etwas angewidert – die vielen Menschen, das oft dreckige Straßenbild ... 

Ich glaube, Indien liebt man oder man mag es gar nicht. Ich finde vieles schwierig, allein das Kastensystem. Dass es eine unberührbare Kaste gibt, mit der man offensichtlich nicht gut umgeht, ist für uns nicht verständlich. Oder das Thema der arrangierten Ehen – für uns nicht nachvollziehbar. Ich erinnere mich an eine Zugfahrt am Weg nach Rishikesh. Ich hatte ein spannendes Gespräch mit einem jungen Inder. Er meinte, es gibt niemanden, der es so gut mit ihm meint wie seine Eltern, deswegen vertraut er ihnen blind. Das ist ein Wertekonzept, das uns fremd ist. Das sind Aspekte von Indien, die ich irritierend und gleichzeitig faszinierend finde.

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Regisseurin und Schauspielerin Nina Blum auf einer ihrer vielen Indien-Reisen.

Man ist oft auch mit bitterer Armut konfrontiert. 

Das stimmt. Das ist schwierig auszuhalten. Gleichzeitig ist es so präsent, dass es auch in den Alltag integriert wird. Es gibt eine Form, damit umzugehen. Das ist Teil von Indien. Auch der Umgang mit dem Tod. Ich war bei einer Verbrennungsstätte, das hat mich fasziniert. Ich habe dort zum ersten Mal begriffen, was es heißt, dass wir zu Asche werden.

Die Sommernachtskomödie
Heuer steht das Culture-Clash-Stück „Best Exotic Marigold Hotel“ auf dem Programm.  Von 18. Juni bis 3. August im Theaterzelt auf der Rosenburg. Alle Termine und Tickets (ab 24 €): sommernachtskomoedie.at

1175 wurde das Renaissanceschloss Rosenburg im Kamptal erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg hat bis zum 26. Oktober geöffnet. Infos zur Falknerei, zu Führungen und Events auf rosenburg.at 

Sie haben das Land von Süden bis Norden bereist. Welches Ziel empfehlen Sie jemandem, der noch nie in Indien war?

Jaipur ist zum Einsteigen passend, Pushkar, auch die indische Wüste und Rishikesh. Für Varansi muss man fortgeschritten sein. Das Tolle an Indien sind die Farben, die Gerüche, das Essen. Ich habe die Inder immer als positiv empfunden. Wenn man sich der Schönheit dieses Landes öffnet, dann hat man das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.

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