Familienurlaub am Mieminger Plateau in Tirol: Glück ist auch nur ein Gefühl im Kopf

Larchwiesen am Mieminger Plateau, Tirol
- Das Mieminger Plateau ist bekannt für seine Larchwiesen und bietet nachhaltigen Tourismus.
- Historisch als Sommerfrische beliebt, hat die Region den Massentourismus vermieden und setzt auf Qualität und Naturerlebnisse.
- Das Hotel 'Der Stern' fördert regionale Verpflegung und bietet Aktivitäten für Familien.
Es ist Mai, man dürfte also barfuß gehen, spürt aber auch so durch die Schuhsohle, wie lärchennadelweich der Waldboden ist, ja fast schwingt.
René Föger steht da und lächelt. Und wie der Tiroler Wirt und Hotelier so dasteht und lächelt und zwischen Daumen und Zeigefinger frühlingsfrische, hellgrüne Lärchennadeln wälzt, als ob sie Edelsteine wären – da beneidet man ihn.

Hotelier René Föger führt in eine der Larchwiesen, die unter Landschaftsschutz stehen.
Um das Platzerl hier, eine der hier typischen, lichten Larchwiesen. Um das ganze Mieminger Plateau, das die Innsbrucker als nahes Sonnenbankerl nutzen und die Obsteiger und Mieminger Heimat nennen – und die Touristen sanft anlockt.

Seit 500 Jahren wird hier bewirtet
Föger, selbst vierfacher Familienvater, hat das Hotel „Der Stern“ vor rund zwanzig Jahren von den Altvorderen übernommen. Seit 1907 ist der Betrieb in Familienhand, dem Wirtshaus sagt man nach, dass es bereits seit 1509 in den Annalen steht. Hier denkt man langfristig.
Und so versteht man auch, warum Föger beim Spaziergang auf seiner Hausrunde Sätze fallen lässt wie: „Man muss nicht jeden Trend mitmachen.“ Bevor es also darum geht, warum der Ort für Familien cool ist, muss man kurz die Geschichte der Obsteiger verstehen.
Anreise Mit dem ÖBB-Railjet nach Ötztal Bhf. oder Telfs (kostenlose Abholung mit dem Hotelbus). Wer schon in Innsbruck vom Zug aussteigt, fährt mit dem Postbus nach Obsteig (oder Hoteltransfer gegen Gebühr).
991 Meter hoch liegt Obsteig, und 35 Kilometer lang ist der Genuss-Radweg am Mieminger Plateau. Tipps auf innsbruck.info
Warm-kalte Wechseljahre
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich hier Sommerfrische entwickelt, auch dank Wiener Bürgerfamilien, wo andernorts in Tirol von Tourismus noch keine Rede war. Die Höhenlage und die mehr als zweitausend Sonnenstunden im Jahr sind außergewöhnlich und haben dazu beigetragen.
„In den 1960ern, 1970ern war etwa das „Hotel Tyrol“, zwei Gehminuten vom Stern entfernt, führend in Österreich“, sagt Föger. „Das war früh groß, mit Hallenbad und Tennisplätzen“. Doch irgendwann war Sommerfrischeln passé, Skifahren boomte.
„Wie der Wintertourismus gekommen ist, haben wir verloren.“ Denn die Obsteiger, obwohl Tiroler, hatten keine passenden Berge für die zwei Brettl. Föger zeigt vom Plateau über die Fernpassstraße nach Süden – den Grünberglift, 1970 gebaut, hat man 2011 stillgelegt. Er seufzt. „Schlussendlich bin ich froh. So haben wir keinen Massentourismus, sondern Qualität.“ Und diese beginnt bei der Natur.
Eine ganz eigene Kulturlandschaft
Die Larchwiesen, das muss man jetzt aufklären, sind eine Mischung aus Wald und Wiese, von den Bauern als Kulturlandschaft geschaffen. Die Lärchen stehen unter Landschaftsschutz und weit auseinander, lassen Licht durch, spenden Schatten. Selten ist Waldbaden luftiger. Der grüne Waldboden wird jährlich geputzt, damit keine anderen Baumarten und Sträucher wachsen. Aber Wiesenenzian und Wilder Thymian gedeihen hier. Im Herbst wird aus dem Grün Gold, es gibt sogar kitschige Puzzles davon.
Tipp: Ein 33-Kilometer-Rundwanderweg führt an Bauern- und Gasthöfen, am Badesee und an der privaten Burg Klamm vorbei. Heile Welt.

Gastgarten des Hotels "Der Stern" im Obsteig
Sommerkühle in den Tiroler Bergen
Zurück im Quartier kann man einen Fakt nicht negieren: Das Hotel liegt an der Straße zwischen Fernpass und Inntalautobahn, Fluch und Segen zugleich: Der Weg brachte Urlauber, der Weg führte sie aber auch vorbei, weiter in den Süden. Doch das hat sich erneut gedreht. Auch wegen des Klimawandels. Die, denen es am Mittelmeer zu heiß wird, suchen wieder in den Bergen die Frische und Ruhe.


Im Kleinen nützen das Pioniere wie Föger. „Bei uns findet Veränderung statt. Aber man kann sich anpassen.“ Zwei lebhafte Beispiele kommen aus der Landwirtschaft. Da wird am Plateau Spargel gestochen und mit der pflegeleichten Rebsorte Solaris setzen die Nordtiroler auf den Weinbau – das spürbar wärmere Klima fördert den Reifeprozess der Trauben.
Samt Butz und Stingl
Nachhaltig sein treibt Föger deshalb um, er zeigt in der Stube diverse Berechnungen am Laptop. Natürlich kann man Sanieren; den Stromverbrauch senken – was er getan hat; die öffentliche Anreise empfehlen und dafür Rabatte geben, die Gäste mit dem Elektrobus abholen. Aber der große Brocken sind die Nahrungsmittel, die Verpflegung der Gäste. Bio ist natürlich gut, aber regional sei seine erste Wahl. „Wir haben die Getränke aus dem Ausland auf fünf Produkte reduziert.“


Unterkunft „Der Stern“ in Obsteig ist Wirtshaus und Hotel mit Öko-Hallenbad, Sauna, Streichelzoo, Spielstadel, neuer Lobby und Marktbar. Als Zielgruppe des Generationenhotels sieht Gastgeber Föger Familien, Genießer, Paare und Einheimische. Im Haus wird regional, saisonal und tirolerisch gekocht. Speisekarte, Zimmerangebote und Nachhaltigkeitsbericht auf hotelstern.at
Saisonale Angebote
– Frühsommer mit Baby
– Almschlafen (5.–19. 7.)
– Seifenkisten bauen (30. 8. bis 13. 9.)
– Baumhaus bauen (4.–11. 10. und 1.–8. 11.)
– Packages wie 7 Tage „Familiensommer im Stern“ (2 Erw., 2 Kinder bis 11 J.; 3/4-Genießerpension): 3.864 € für alle in den Sommerferien
Oder die Verwertungsküche. „Nose to Tail“ übersetzt Föger „mit Butz und Stingl“ ins Tirolerische. Küchenchef Niklas zeigt es vor: Karottenschalen werden nicht entsorgt, sondern kommen als knusprige, längliche Chips auf Hauptspeisenteller. Warum im Land des Specks nicht gleich ganz auf Fleisch verzichten? „Wir können die Tiroler Kultur, unsere Familiengeschichte, nicht verneinen. Unser Weg war nie radikal. Wir wollen die Leut’ nicht bevormunden, sondern mitnehmen.“ Kurz: Vegane Speisen so attraktiv machen, dass die Gäste gar nicht lange überlegen.

Im riesigen Spielstadel des Hotels "Der Stern".
Den Kindern taugt es sowieso
Draußen im Hotelgarten tummeln sich indes Kinder, kraxeln, füttern Ziegen. Und so manche Kids werden vom mehrstöckigen Spielstadel stundenlang verschluckt. Ein Stück entfernt auf dem eigenen Acker setzt Elfi, eine der guten Seelen des Sterns, mit Gästekindern Erdäpfel, tiefgelbe Sorten wie „Laura“, violette wie „Blaue St. Galler“. Die Schar ist höchst motiviert, erdig, dreckig, glücklich.
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