„Österreich ist ein sehr dividendenstarker Markt“

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Der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan, scheut den Vergleich mit dem DAX nicht.

In den vergangenen Jahren hat der Frankfurter Leitindex DAX oft besser abgeschnitten als der Wiener ATX. Kunststück. Denn die Berechnungsmethode ist eine andere. Während der ATX und die meisten anderen Leitindizes rein den Wertzuwachs der darin enthaltenen Aktien abbilden, handelt es sich beim DAX um einen Performance-Index (oder Total-Return-Index). Dieser enthält nicht nur die Kursentwicklung , sondern auch Dividenden und sonstige Einnahmen. Für Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, greift daher der Vergleich ATX und DAX zu kurz. Er bevorzugt bei einer direkten Gegenüberstellung den ATX TR (Total Return).

Christoph Boschan

Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse

So konnte der DAX heuer um deutliche 20 Prozent zulegen und hat mehrmals Rekordhochs gebrochen, beim ATX war es um eine Spur mehr, die kühnsten Erwartungen der Analysten wurden bereits deutlich übertroffen. Noch besser lief es für den ATX TR mit 24 Prozent. Er übersprang damit erstmals die 10.000 Punkte-Marke. Im langfristigen Vergleich sind die Ergebnisse noch viel eindeutiger. Seit Jänner 2002 beträgt der Zuwachs beim ATX 290 Prozent, beim ATX TR sind es 670 Prozent – der DAX kommt nur auf 351 Prozent.

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Der ATX Total Return bildet die Entwicklung inklusive Dividenden ab.

Niedrige Bewertungen

„Österreich ist ein sehr dividendenstarker Markt“, erklärt Boschan. Die jährliche Dividendenrendite betrage im Durchschnitt 5 bis 6 Prozent. Dies sei auch eine Reflexion der niedrigen Bewertungen. Die höchste Dividendenrendite weist derzeit die OMV mit fast 11 Prozent auf, gefolgt von der Bawag (8 Prozent) und der UNIQA (7 Prozent). In den USA wiederum würden kaum Dividenden gezahlt, sodass die durchschnittliche Rendite nur bei 1 bis 2 Prozent liege.

Steigend ist auch der Wertpapierbesitz, wie die jährliche „Aktienbarometer“-Studie zeigt. 30 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung besitzen demnach Wertpapiere, weitere 18 Prozent sind am Kauf interessiert. Diese Zahl legte gegenüber der ersten Erhebung 2023 um fünf Prozentpunkte zu. Als Motiv für die Veranlagung in Aktien & Co. gewann die Altersvorsorge zuletzt signifikant an Bedeutung.

Neuzugänge

Seit Februar notiert der oberösterreichische Spezialmotorenbauer Steyr Motors neben Frankfurt auch in Wien (im direct market plus). Bereits im Vorjahr gab es in diesem Segment Neuzugänge (der Salzburger Verkaufsautomatenhersteller UKO Microshops, der Münchner Luxusuhren-Händler MWB und der Südtiroler Tourismusdienstleister ReGuest). Weiters wurden mit rund 6.000 neu gelisteten Anleihen so viele Schuldverschreibungen begeben wie noch nie zuvor im ersten Quartal eines Jahres.

Das alles sowie vor allem Mergers im Immobilienbereich führen zu steigenden Handelsaktivitäten. Alleine im Vorjahr legten die Handelsumsätze der Wiener Börse-Gruppe (inklusive Prag) von 66 auf 74 Milliarden Euro zu. Mehr als 90 Prozent davon stammen aus dem Ausland. Bei den institutionellen Investoren im Prime Market kommen 34 Prozent aus den USA, gefolgt von Großbritannien (21 Prozent) und Frankreich (7,8 Prozent). Erst danach kommen österreichische Investoren (7,7 Prozent). „Die Wiener Börse ist ein Handelsplatz nach internationalen Top-Standards“, merkt Boschan dazu an.

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