"Das hat uns völlig unvorbereitet getroffen. Unsere Postfiliale ist gut frequentiert, die beiden Angestellten leisten dort hervorragende Arbeit", ist Sperner-Habitzl über die Vorgehensweise der Post irritiert.
Eine Schließung sei für eine Stadt in der Größenordnung von Poysdorf - die Gemeinde hat rund 6.400 Bewohnerinnen und Bewohner - nicht tragbar.
Deshalb wurde auch von allen Stadtparteien beschlossen, gegen das Aus der Filiale zu demonstrieren. Am kommenden Freitag (30. Mai) findet um 10 Uhr eine Protestaktion am Dreifaltigkeitsplatz - unmittelbar vor der Postfiliale - statt. Mit dabei sind auch Vertreter der Postgewerkschaft des Bezirks.
Verluste als Schließungsgrund
Laut der Post seien wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für die Schließung des Standorts. "Wenn eine Postfiliale über mindestens zwei Jahre hinweg Verluste schreibt und keine Besserung absehbar ist, können wir diese gemäß Postmarktgesetz bei der unabhängigen Regulierungsbehörde zur Schließung bzw. zur Umwandlung in einen Postpartner einmelden", erklärt Sprecher Michael Homola.
Davon betroffen sei neben Poysdorf auch die Filiale in Wilhelmsburg an der Traisen (Bezirk St. Pölten-Land). "Die Behörde hat nun drei Monate Zeit, um diese Einmeldungen zu überprüfen und zu widersprechen oder zu bestätigen", heißt es.
Bis dahin bleibt der Standort in Poysdorf geöffnet, wie Stadtchefin Sperner-Habitzl versichert. Und auch das Angebot an sich muss in der Gemeinde erhalten bleiben, wenn auch nicht mit einer eigenen Filiale.
Postpartner gesucht
"Die Post sucht nach einem Postpartner", so die Bürgermeisterin. Dieses Modell, das seit über 20 Jahren genützt werde, habe klare Vorteile, betont Homola: "Betreiber und Betreiberinnen von Postpartnern haben so oftmals zusätzlichen Umsatz und eine erhöhte Kundenfrequenz. Wir können dadurch Postdienstleistungen und Services der bank99 in Orten bzw. Regionen anbieten, in denen der Betrieb einer Filiale nicht mehr möglich wäre." Ein weiterer Vorteil von Postpartnern seien in der Regel auch längeren Öffnungszeiten – oftmals auch an Samstagen.
Für die Stadtparteien steht fest, dass das Postangebot im Ortskern bleiben soll. "Es geht auch um unsere älteren Bewohner", macht Sperner-Habitzl klar.
Erneute Prüfung gefordert
Die SPÖ fordert indes eine neuerliche Kontrolle der Zahlen: "Wir verlangen von der Post AG und der Regulierungsbehörde nochmals die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen, da wir Informationen haben, Poysdorf liege im grünen Bereich, hat sehr gute Verkaufszahlen und einen hohen Kundenstock. Somit verlangen wir eine Aussetzung der Schließung bis zum Ende der Evaluierung und Überprüfung", lässt Egon Englisch, SPÖ-Gemeinderat, in einer Aussendung wissen.
Ein zusätzlicher Wermutstropfen sei die lange Geschichte der Post in der Gemeinde; 1564 wurde in der Katastralgemeinde Ketzelsdorf die erste Poststation errichtet, die dann 1709 nach Poysdorf verlegt wurde. Somit geht eine 461-jährige Postgeschichte zu Ende.
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