Der Großheurige steht für den Aufstieg Tattendorfs zu einem der bekanntesten Weinorte Österreichs, doch will man der Entstehung dieses Rufs auf den Grund gehen, muss man noch ein bisserl weiter in der Zeit zurückreisen. Nämlich bis 1951, als die Tattendorfer Winzer bei der ersten Landesweinkost 1951 ausgezeichnet abschnitten. „Wir haben mit unserem Blauen Portugieser den ersten und zweiten Platz belegt“, erzählt Dopler.
Der damalige Bürgermeister Erich Schneider nutzte die Gunst der Stunde und startete eine Werbeoffensive. Jeder Wirt, der Tattendorfer Wein ausschenkte, bekam ein Plakat mit der Aufschrift „Die Quelle Ihrer Gesundheit – Tattendorfer Rotwein“ ausgehändigt. „Von da an war Tattendorf schlagartig bekannt“, erinnert sich Dopler.
Zusammenhalt
1965 war es dann so weit – der Großheurigen wurde aus der Taufe gehoben. „Wir haben uns für den Rebhof entschieden, jeder Winzer bekam zwei Meter Pult für die Ausschank“, erzählt Dopler. Für jede Kostprobe musste beim Winzer eine Kost-Marke abgegeben werden. „Zwei Markerl gabs für Prädikatsweine, ein Markerl wurde um 2,60 Schilling verkauft.“
Die Besucherzahlen stiegen, die Platznot auch, deshalb übersiedelten die Winzer 1973 ins Heurigendorf in der Triesting Au, die „Hauergemeinschaft Tattendorf“, mit elf Winzern wurde gegründet und in die neue wetterunabhängige Holzhalle mit rund 1.000 Sitzplätzen inklusive Freigelände für 2.000 Gäste wurde eine Million Schilling investiert. Auch die entsprechende Infrastruktur musste geschaffen werden.
„Wir halfen beim Bau des Heurigendorfs großteils selbst mit, auch bei den Kanalarbeiten für die WC-Anlagen“, so Dopler. Bodenständige Lieder, die heute noch in der Faschingszeit zu hören sind, wie etwa „Die Heislpumpe“, entstanden damals. Aber vor allem entstand ein starker Zusammenhalt.
Nicht nur der Wein, auch die Livemusik gehört zum Großheurigen. Darunter auch etliche Promis wie die Jazz Gitti, die Seer, Die Paldauer, Die Edelseer, Die Jungen Zillertaler oder auch DJ Ötzi – zehn weiße Handtücher waren Teil des Honorars. Legendär waren die Auftritte des dorfeigenen „Fred Reinisch Quintett“, das bis 1993 bei seinen Auftritten jeden Musikwunsch erfüllte. „Um die Band sind wir im ganzen Bezirk Baden beneidet worden“, sagt Dopler.
Familienfest
2010 wollte man mit neuem Namen und neuem Format mit der Zeit gehen, doch „wir wurden laufend angesprochen, ob es denn keinen Großheurigen mehr gibt“, erzählt Dopler. 2014 besannen sich die Winzer ihrer Tradition und das Weinfest bekam seinen ursprünglichen Namen zurück.
Geändert hat sich aber doch einiges. Lockte das Weinfest zu Beginn mehr männliche Besucher an, ist der Großheurige heute ein Fest für die ganze Familie. Und „was den Wein betrifft, ist unser Qualitätsanspruch noch größer geworden“, betont Festobmann und Bürgermeister Alfred Reinisch.
Wenn Not am Mann ist, steht Alfred Dopler auch noch selbst an der Schank, meist plaudert er aber mit den Gästen. „Die Arbeit beim Großheurigen hält mich jung“, sagt er. Und ein weiteres Geheimrezept für seine Vitalität ist ein gutes Achterl Wein ab und zu. „Denn mit dem Alter ist es wie mit einem guten Wein, es muss ein guter Jahrgang sein“, verrät der Winzer augenzwinkernd.
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