So gesehen ist es nur konsequent, dass dem Verein seit April des Vorjahres mit Schnabl ein wahrhafter Flachländler vorsteht. Wobei: eigentlich stammt er ja aus dem Salzkammergut. Nach über 30 Jahren in Stockerau kann er aber mit Fug und Recht behaupten, ein Weinviertler zu sein. Das ist oft die erste Frage: "Was macht der Alpenverein in Stockerau? Es gibt ja keine Berge.“
Programmangebote
Aktivitäten gibt es jedoch auch ohne Gipfel genug. Genusswanderungen, Mountainbiketouren, Klettern oder Paddeln in der naturgeschützten Au stehen am Programm. Und für echte Bergfexen, die auf Höhenmeter nicht verzichten wollen, gibt es auch Bergtouren. "Unsere bergaffinen Mitglieder waren sogar schon am Kilimandscharo. Das ist für die ganze Sektion ein Erlebnis“, weiß Schnabl.
Hoch hinaus
Er selbst hat in seiner Studentenzeit begonnen, auf den Berg zu gehen. Zum Alpenverein stieß er jedoch erst in Stockerau, als die Familie passende Aktivitäten für Kinder suchte. Von dem Grundgedanken der Vereinigung, nämlich die Menschen in die Natur und in Bewegung zu bringen, ist er bis heute begeistert. "Ich sage immer, wir betreiben Präventivmedizin“, so Schnabl. Und über die Jahre kam auch immer mehr der Naturschutzgedanke zu tragen – einen Wert, den man schon Kindern vermitteln möchte.
Wie alle Mitglieder der Entscheidungsgremien des Vereins arbeitet der Experte für Sicherheitstechnik ehrenamtlich – auch wenn sich mit der Fülle der Aufgaben locker ein Arbeitstag verbringen ließe. Ein großes Thema ist der Erhalt der Wege und Hütten, der ins Geld geht. Dabei spielt der Klimawandel eine entscheidende Rolle, von Unwettern bis hin zur Schmelze des Permafrosts.
"Wir stellen ehrenamtlich die Infrastruktur zur Verfügung, von der die Wirtschaft lebt“, macht Schnabl bewusst. Zwei Drittel der Sommertouristen kommen der Berge wegen nach Österreich. Mit dem Start einer Petition hofft man, finanzielle Unterstützung für den Erhalt zu bekommen. "Manche Hütten sind 150 Jahre alt. Da kann man nichts mehr sanieren, da muss man neu bauen. Und das kostet drei bis vier Mal so viel wie im Tal.“
Am Boden geblieben
Als der Mann, der den Verein nach außen vertritt, liegt Schnabl die Buschberghütte im Weinviertel (mit 480 Metern die niedrigste Alpenvereinshütte) genauso am Herzen wie das Zittel-Haus auf 3.106 Metern. Und auch privat ist es diese Vielfalt der österreichischen Landschaft, die ihn immer wieder begeistert.
"Jede Gegend ist für sich faszinierend.“ Dennoch ist – neben dem Salzburgerland – auch Stockerau einer seiner Favoriten. "Die Stadt ist etwas Besonderes, weil wir hier die wunderschöne Au haben. Kein Verkehr, das Wasser des Donau-Altarms, die Tierwelt – es braucht nur wenige Meter, und man lässt den Alltag komplett hinter sich.“
Fakten
Der Alpenverein wurde 1862 gegründet, und zwar in Wien. Die Städter sollten in die Berge, und die arme Bevölkerung im Bergland sollte eine neu Verdienstmöglichkeit finden (z.B. durch Bergtouren). Erst später wurde der Hauptsitz nach Innsbruck verlegt. 726.000 Mitglieder zählt der Verein aktuell, darunter rund 200.000 Jugendliche. Bis auf wenige Angestellte für fachspezifische Themen sind alle ehrenamtlich tätig. Der Alpenverein agiert parteiunabhängig.
Herausforderungen
Neben dem Erhalt von Hütten und Wegen wird es immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden. Zudem will der Alpenverein Menschen dazu bewegen, sich selbstverantwortlich in den Bergen zu bewegen.
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